Kurz vor Ende des vergangenen Schuljahres machte das Jüdische Museum aus Berlin Station an unserer Realschule, die nach einer ...
erfolgreichen Bewerbung der Fachschaft Geschichte als eine von insgesamt nur fünf Schulen in ganz Bayern ausgewählt wurde, um an der „on tour-2011“ teilzunehmen. Ziel des Projekttags war es, allen teilnehmenden Schülern einen direkten, geradlinigen und dadurch authentischen Zugang zu wichtigen Aspekten der jüdischen Kultur und Religion sowie des jüdischen Lebens in Deutschland zu ermöglichen. Während die Schüler der sechsten Jahrgangsstufe bei einer mobilen Ausstellung ins Gespräch über deutsch-jüdische Geschichte kamen, wurden die Teilnehmer der neunten Klassen in einem Workshop zum Nachdenken über deutsch-jüdische Identität in der Zeit nach 1945 angeregt.
Die an der Lebenswirklichkeit von Schülern ausgerichtete Ausstellung im Mehrzweckraum umfasste fünf robuste und flexibel einsetzbare Ausstellungswürfel mit Texttafeln, Alltags- und Zeremonialobjekten, die den Themenfeldern „Jüdischer Alltag“, „Leben und Überleben“, „Chancen und Diskriminierung“ und „Feste feiern“ zugeordnet waren. Nach einer Einführung der angereisten Museumspädagogen erschlossen die Schüler selbstständig in Kleingruppen ein von ihnen frei gewähltes Thema und stellten es anschließend den übrigen Teilnehmern vor. Hierbei konnten sie auf Unterrichtsinhalte der Fächer Geschichte und Religion zurückgreifen, da in dieser Jahrgangsstufe Aspekte der frühen jüdischen Geschichte und des jüdischen Glaubens behandelt werden. Besonders beeindruckend waren für viele die strengen Speisegesetze, die am Beispiel von koscheren Gummibärchen hautnah „getestet“ wurden.
Auch für die Neuntklässler diente der Geschichtsunterricht, in dem sich im zweiten Halbjahr intensiv mit der Geschichte des Nationalsozialismus auseinandergesetzt wird, als Vorbereitung auf ihren Workshop. Hierbei erhielten die Schüler nach einer Einführung i-Pods, mit deren Hilfe sie ausgewählte Lebensläufe anhören konnten; dazu zählten beispielsweise Wladimir Kaminer, Rachel Singer und Michael Brenner. In diesem Zusammenhang stand jeweils die Frage im Mittelpunkt, warum die jeweilige Person als Jude in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg blieb bzw. dorthin zurückkehrte. Die Ergebnisse wurden von den Gruppen auf Plakaten festgehalten und anschließend im Plenum vorgestellt und diskutiert.
Angesichts des gezeigten großen Engagements und der Teilnahmebereitschaft der Schüler sowie deren positiven Resonanz darf man zuversichtlich sein, dass durch die direkte Begegnung mit der jüdischen Lebenswirklichkeit in Deutschland am Projekttag ein interkonfessioneller Dialog angestoßen wurde, der Brücken baut und Vorurteilen entgegen wirkt, womit durch die Erinnerung an das Geschehene für das Heute und Morgen gelernt wird.
(Thomas Daffner)