ImageEs war ein Mittwoch im Mai – eigentlich könnte man meinen, dass ich schon längst im Keller verstaut worden wäre, aber Herr Zimmermann setzte mich auf die „Mitbringselliste“ für das Schullandheim der 5d im „Haus am Moos“ und so wurden ich und meine Freunde in große und kleine Taschen gepackt und nach Karlshuld transportiert.

 

 

 

Im Umwelthaus angekommen musste ich leider erst ein wenig im Koffer zubringen, da die Zimmer zum Leidwesen meiner Besitzer noch nicht beziehbar waren, doch nach einem ersten Mittagessen kam schon mein erster Einsatz: Nach einem theoretischen Abriss bezüglich der Geschichte der „Moosebene“ ging es endlich hinaus auf die nassen Wiesen. Wir versuchten Biber in einer Auffangstation ausfindig zu machen, konnten diese aber leider nicht sehen. Nur ein Biberbau sollte uns von der Handfertigkeit des kleinen Tieres überzeugen. Danach besuchten wir ein Haus des Freilichtmuseums aus dem 19. Jahrhundert, in dem meine Besitzer verschiedene Aufgaben erledigen mussten. So suchten wir beispielsweise die Toilette, die sich außerhalb des Hauses befand und stiegen steile Stufen in absoluter Dunkelheit in den Dachboden hinauf. Ein Abenteuerspielplatz, der nicht immer gerade Böden aufwies, uns aber dafür zeigte, wie Kinderzimmer früher aussahen. Auch der Besuch eines alten Supermarktes sollte auf dem Programm stehen, doch wer jetzt an Aldi und Co glaubt, liegt falsch: ein Garten vor dem Haus sorgte mit vielen Kräutern und Gemüse – sowie Obst – für das Stillen des Hungers. Auch die Gummistiefelträger durften daraus kosten und bekamen Butterbrotstücke mit Schnittlauch – da erhielt ich wenigstens einmal eine Pause, da alle artig anstanden. Den Nachmittag über musste ich dann leider in dem Schuhraum mit all meinen Freunden verbringen, da die Kinder zusammen mit ihren Lehrern Weidenkörbchen bastelten. Alle – so habe ich mir sagen lassen – stellten sich dabei sehr geschickt an und bewahrten anschließend ihre großen und kleinen Deos oder Kameras darin auf. In meinem Schuhraum wartend sah ich die Körbchen leider nicht, konnte aber durch viele fröhliche Kinderstimmen und ständiges Lachen mitbekommen, dass es ihnen gut gehen musste. Besonders nach dem Abendessen, bei dem fleißig Karotten, Kohlrabi und Gurken geschnippelt und gegessen wurden, ging es hoch her. Nach einer Stunde Handynutzung traf man sich im Gruppenraum und spielte mehre Gesellschaftsspiele im Sitzkreis. Besonders lustig muss dabei ein Kissenspiel gewesen sein, denn – den Stimmen nach zu urteilen – herrschte hier Hochstimmung. Frau Dorbert soll sogar im Eifer des Gefechts vom Stuhl gefallen sein. Anschließend ging es dann auf die verschiedenen Zimmer, wo noch Chips- und Gummibärenpartys gefeiert wurden. Ich konnte leider erst später schlafen, da uns eifriges Türenknallen und Rennen auf dem Gang immer wieder aus dem Schlaf rissen. Wie wichtig jedoch diese Ruhe gewesen wäre, wurde erst am nächsten Tag klar, denn hier sollte mein großer Einsatz kommen. Nach einem ausgiebigen Frühstück und einer Theorieeinführung zum Thema „Biber“ ging es nämlich wieder hinaus in die noch immer – oder schon wieder? – nassen Wiesen. Hier knabberten einige Schüler – dem Biber entsprechend – an Weidenästen, nachdem man es im Trockenen schon an Karotten probiert hatte. Nach einer kurzen Pause im Schuhraum war mein Einsatz dann wieder verlangt und dieses Mal sollte ich unter Beweis stellen, was ich wirklich drauf hatte. Es ging zu einer Stelle, an der meine Besitzer bis zum Grundwasser hinuntergraben und an anderer Stelle auf einem Sandberg Flussbetten formen sollten. Nach einigen erfrischenden Sprüngen durch sämtliche Pfützen auf dem Weg dorthin wurde mit Feuereifer begonnen, doch nach zwei Stunden Buddeln und nasskaltem Wetter fingen die ersten Regenjacken an, durchzuweichen und jedem schien eine warme Dusche näher zu sein als irgendetwas anderes. Ich hielt aber standhaft die Füße trocken – sollte kommen was wollte... (Naja, es stimmt nicht ganz, denn mein Freund, den Silvia am Fuß hatte, bekam im See Wasser von oben herein. Dagegen hatte er nun wirklich keine Chance!). Nach dem ausgiebigen Buddeln ging es dann endlich heim. Ich landete natürlich etwas desolat und völlig verdreckt im Schuhraum, meine Besitzer sprangen aber möglichst schnell unter die Dusche und konnten nicht genug davon bekommen. Nach dem wärmenden Wasser ging es aber allen wieder gut und die Wiener Würste, die es zum Abendessen gab, wurden nur so hineingeschlungen. Nach der obligatorischen Handystunde ging es dann gesellig dem Ende entgegen. Es sollte dann nicht mehr so lebhaft zugehen wie am Abend zuvor und so konnte ich in meinem Schuhraum meinen verdienten Schönheitsschlaf absolvieren, bevor es am nächsten Tag wieder in Richtung Heimat ging und ich von den Muttis oder Papis ordentlich geputzt wurde. Jetzt ruhe ich wieder im Keller und hoffe, dass ich mich ein bisschen ausruhen kann. Meinen Einsatz werde ich so schnell nicht vergessen. Ahoi!

 

(Corinna Dorbert)

 

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