zeitzeugin 2012 kleinDie 84-jährige Katharina Egner aus Kösching besuchte die Klasse 10e und bereicherte den Geschichtsunterricht als Zeitzeugin, indem sie über ihre eigene Lebensgeschichte ...

als Heimatvertriebene berichtete. Ihr Leben als Mitglied der deutschsprachigen Volksgruppe in der Nähe der Stadt Fünfkirchen in Ungarn, ihre Erblebnisse während der Vertreibung aus ihrer Heimat nach dem Zweiten Weltkrieg und ihre Ankunft und Integration in Kösching bildeten den Mittelpunkt ihrer Darstellungen.  

Der Kontakt zu Frau Egner wurde über den örtlichen Geschichtsverein bzw. dessen Vorsitzenden Otto Frühmorgen hergestellt, die Veranstaltung steht in einer Reihe von Aktionen, die durch die Kooperation von der Fachschaft Geschichte mit dem Köschinger Geschichtsverein ermöglicht wurden. Durch diese Zusammenarbeit gelang es nun erneut, die Inhalte des schulischen Unterrichts mit der außerschulischen Lebenswirklichkeit zu verknüpfen. Zielsetzung war es, durch die direkte Begegnung mit der Zeitzeugin Frau Egner generationsübergreifende Brücken zu bauen. Darüber hinaus sollte durch den unmittelbaren Kontakt mit einer Person, die als Betroffene über einen für die Schüler und deren Lebenswelt weit zurückliegenden Abschnitt der Geschichte berichten kann, für das Erlernen und Verstehen von geschichtlichen Ereignissen ein geradliniger und authentischer Zugang, den ein Schulbuchtext oder ein Videoausschnitt nicht zu leisten vermögen, geschaffen werden.

Frau Egner begann ihren Vortrag mit Berichten über ihre Zeit in Ungarn und ihre Rolle als Mitglied einer Minderheit in einem anderen, aber nicht fremden Land, dem sie sich jedoch auch zugehörig fühlte. Eine Konstellation, die angesichts der gegenwärtigen Integrationsdebatte, nicht an Aktualität eingebüßt hat. Wie präsent die damalige Zeit für die Seniorin immer noch ist, wurde u.a. darin deutlich, dass sie detailliert über ihren damaligen Schulalltag, in dem lediglich ungarisch gesprochen werden durfte, berichten konnte. Beeindruckend für die Schüler war, dass Fr. Egner auch heute noch die ungarische Nationalhymne vortragen kann. Der Ablauf der Vertreibung, die kräfteraubende Reise ins fremde Bayern sowie ihr erster Kontakt mit dem für sie seltsamen Dialekt und den damit verbundenen anfänglichen Verständnisschwierigkeiten bildeten den zweiten Teil ihrer Erzählungen. Erstaunt zeigten sich die Schüler, als Frau Egner mit ihrer offenen und freundlichen Art darlegte, dass sie Verständnis für die Haltung der Einheimischen hatte, die in Anbetracht der eignen schwierigen Lage nach dem Ende des Krieges, den Heimatvertriebenen oftmals skeptisch gegenübertraten und sich um ihre eigenen Probleme kümmern wollten. Feindseligkeiten sah sie sich jedoch in Kösching nicht ausgesetzt, ganz im Gegenteil war es ihr bereits nach wenigen Tagen gelungen, eine Freundin aus dem Kreis der Einheimischen zu finden. Sie sprach den Schülern Mut zu, ihr Leben, das vor ihnen liegt, selbst zu gestalten, Chancen wahrzunehmen und den Glauben an die eigenen Fähigkeiten auch in schwierigen Situationen nicht zu verlieren. Von dieser Lebenseinstellung beeindruckt bedankten sich die Klassensprecherinnen Sophia Obermeyer und Carina Sengl im Namen der Klasse am Ende des Vortrags mit einem kleinen Präsent bei Frau Egner.  

(Thomas Daffner)     

 

 

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